2020: DIE CORONA – PANDEMIE UND ANDERE THEMEN

 

Zunächst Neuigkeiten aus dem Stiftungsvorstand:

Nach 15 Jahren kontinuierlicher, wertvoller Mitarbeit hat Prof. Radeisen den Vorstand zum 1.1.2020 verlassen. An seine Stelle ist Isabell Nordhausen getreten, eine junge Mitarbeiterin des gemeinnützigen Vereins INKOTA e.V., für den sie bisher bereits regelmäßig diverse Projekte in Mittelamerika betreut hat. Im Rahmen ihres letzten Besuchs beim INKOTA Projekt in Guatemala konnte sich Isabell dann auch gleich mit Schwester Maria Teresa treffen und die Schule am Müllplatz in Guatemala Stadt anschauen. Isabell spricht selbstverständlich gutes und fließendes Spanisch.

Weiterhin haben wir – mit Genehmigung der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung – zum 30.6.2020 die Stiftungssatzung dahingehend geändert, dass wir, 75 Jahre nach Ende des 2.Weltkrieges, die Unterstützung ehemaliger sowjetischer Kriegsgefangener einstellen wollen, da es praktisch keine zuwendungsberechtigten Personen mehr gibt.

In den 15 Jahren, die seit Gründung der Stiftung RUVD vergangen sind, flossen 144.000.- Euro an den Verein Kontakte-Kontakty, der das Geld in 300.- Euro-Margen an etwa 480 Personen verteilt hat. Diese wiederum haben Briefe an den Verein zurückgeschrieben, in denen sie das im Krieg Erlebte und Erlittene schildern. Die Allermeisten waren ergriffen von dieser Versöhnungsgeste und ich (Irmingard Weise) bin sehr froh, dass wir doch noch so viele Menschen erreichen konnten, trotz des späten Zeitpunkts.

Jetzt zu den Projekten:

1. Schule Francisco Coll am Müllplatz in Guatemala Stadt:
Der Unterricht ruht seit April 2020, es gibt eine strikte Ausgangssperre, die den Leuten am Müllplatz die Gelegenheit nimmt, Geld zu verdienen.
Die Schüler*innen bzw. ihre Eltern können Lernbögen in der Schule abholen, damit der Unterricht weitergeht, außerdem wird Schulmaterial verteilt. Zusätzlich geben die Schwestern den Familien Orientierungshilfen zu den Themen Sauberkeit, Hygiene und Gesundheit. Es bleibt aber das Problem der Ernährung. Deshalb haben wir 2.000.- Euro extra überwiesen, um den Schüler*innen und ihren Eltern Pakete mit Basisnahrungsmitteln zukommen zu lassen, während sie die Unterrichtsbögen in der Schule abholen.

2.
In ähnlicher Weise haben wir das für die Familien der Stipendiatinnen gemacht :
hier hat uns Schwester Teresa mitgeteilt, dass die Ausbildung gut organisiert weiterläuft, d.h. manche Stipendiatinnen lernen weiter per e-Mail (das betrifft hauptsächlich die Hilfskranken- schwestern), manche lernen weiter durch Lernbögen (z.B. die Kindergärtnerinnen ) und diejenigen, die sich in der Ausbildung zur professionellen Krankenschwester befinden, sind offensichtlich sowieso in die klinische Arbeit eingebunden.

So kann man also festhalten, dass
1. die Ausbildungsziele trotz Corona erreicht werden,
2. dass deshalb auch kein Geld übrig bleibt und dass es deshalb
3. erforderlich ist, extra Geld für bedürftige Familien bereitzustellen.

So haben wir auch an Schwester Rosa Maria vom Internat in Chichicastenango 2.000.- Euro überwiesen.

Sie schreibt uns, dass sie davon ca. 118 Pakete zusammenstellen kann mit je
5 Pfund Milchpulver, 6 Pfund Mehl für Tortillas, 5 Pfund Trockenbohnen, 5 Pfund Reis,
3 Pakete Nudeln, 3 Pfund Zucker, 1 Flasche Speise-Öl.

3. CAICC in Bolivien

Hier war die Situation schon vor der Pandemie aus verschiedenen Gründen schwierig:
– es gibt in Bolivien keine klare politische Führung, seitdem Morales außer Landes geflohen ist, die Interims – Regierung des rechten Flügels verzögert anstehende Wahlen,
– die Kommunen zahlen seit März keine Unterstützung mehr an das CAICC und das ist gravierend, denn diese Beträge haben ca. 65 % des Budgets ausgemacht,
– es gibt weiterhin keine anderen Unterstützer außer RUVD,
– der Bus ist schon seit längerem kaputt und ein neuer Bus wurde bisher nicht gefunden, obwohl nun ca 31.000.- USD zusammengespart worden sind.

Dann kam die Quarantäne zu Mitte März und das CAICC wurde natürlich komplett geschlossen. Die Mehrzahl der Angestellten wurde entlassen, Löhne nur noch für März gezahlt.
Es arbeiten noch Meri als Direktorin und Roberto für die Buchhaltung.

Die Kinder des CAICC und deren Familien, sofern sie sich nicht im Gefängnis befinden, wurden besonders hart von der Krise getroffen, denn es gibt keine Möglichkeiten, Geld zu verdienen. So hat Meri es übernommen, regelmäßig Lebensmittel auszuliefern. Empfänger sind zwischen 12 und 27 Familien, insgesamt konnte sie bisher 5 mal Lieferungen in Form von Lebensmittel-Körben, aber auch frischem Fleisch und Wurst zustellen. Außerdem wurde ein Workshop zur Prävention gegen das Virus organisiert.

Eine Geflügelbraterei-Kette, Pollos Sofia, hat großzügig Hühnchenfleisch gespendet und die Organisation San Lucas hat Transporter zur Verfügung gestellt, damit Meri die Lebensmittel verteilen konnte.

RUVD überweist 9.000.- Euro jährlich an das CAICC, in zwei Hälften jeweils zum 1.1. und 1.7. des Jahres. Unser Juli Beitrag wird zu weiteren Lebensmittellieferungen gebraucht werden und vielleicht auch noch zur Begleichung ausstehender Löhne. Das Geld für den Bus soll möglichst nicht angetastet werden.
Die Zukunft des CAICC ist insgesamt etwas unklar. RUVD alleine kann das Projekt, das in normalen Zeiten ein Budget von 55.000.- USD hat, nicht stemmen. Man wird sehen, wie es weitergeht.